Wirtschaftliche Schieflagen gehören zum unternehmerischen Alltag. Sie sind kein Einzelfall und keineswegs ein Zeichen von Versagen – vielmehr spiegeln sie wider, wie dynamisch, herausfordernd und manchmal unberechenbar Märkte und Rahmenbedingungen sein können. Entscheidend ist nicht, ob eine Unternehmenskrise eintritt – sondern wie mit ihr umgegangen wird.
Typische Phasen einer Unternehmenskrise
Ein zentrales Element der Krisenbewältigung ist die korrekte Einordnung der Unternehmenslage. Häufig verläuft eine Unternehmenskrise in mehreren Stufen, die sich teils überlagern:
- Strategische Krise
Frühphase, oft schwer erkennbar. Ursachen sind z. B. ein veraltetes Geschäftsmodell, technologische Veränderungen oder ein schwindender Wettbewerbsvorteil. Auch rechtliche Veränderungen, Personalschwund/Fachkräftemangel oder sonstige Marktveränderungen / externe Krisen, wie z. Bsp.: Corona, Russlandkrieg können eine strategische Krise auslösen. - Ertragskrise
Sinkende Margen oder erste Verluste treten auf. Unternehmen wirtschaften noch liquide, aber die Rentabilität ist eingeschränkt. Notwendige Investitionen werden hinausgezögert oder unterlassen. - Liquiditätskrise
Zahlungsengpässe werden sichtbar. Lieferanten, Banken oder Sozialversicherungsträger melden sich. Das Unternehmen ist kurzfristig gefährdet. - Insolvenzreife
Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung liegt vor – nun besteht die gesetzliche Pflicht zur Prüfung einer Insolvenzanmeldung (§ 15a InsO).
Ziele der Restrukturierung und Sanierung
Das übergeordnete Ziel jeder Sanierung ist die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit. Dabei geht es nicht nur um kurzfristige Maßnahmen, sondern um einen nachhaltigen Neustart. Je früher eingegriffen wird, desto größer sind die Handlungsspielräume – insbesondere in der strategischen und Ertragskrise.
Sanierung kann viele Facetten beinhalten:
– finanzwirtschaftliche Maßnahmen (z. B. Liquiditätssicherung, Umschuldung),
– leistungswirtschaftliche Maßnahmen (z. B. Prozessoptimierung, Kostenreduktion),
– personelle und organisatorische Neuausrichtung,
– Kommunikation mit Stakeholdern (Mitarbeitende, Banken, Lieferanten, Gesellschafter).
Das Sanierungskonzept – Grundlage für Entscheidungen
Ein Sanierungskonzept ist das zentrale Instrument zur Strukturierung und Umsetzung des Sanierungsprozesses. Besonders im Rahmen von Kreditverhandlungen und zur Dokumentation der Sanierungsfähigkeit ist ein fundiertes Konzept unverzichtbar.
Ein bewährter Standard ist das Sanierungskonzept nach IDW S 6 (herausgegeben vom Institut der Wirtschaftsprüfer). Es erfüllt die Anforderungen von Banken und Gläubigern an Transparenz und Nachvollziehbarkeit.
Ein IDW-S-6-konformes Konzept enthält unter anderem:
– eine umfassende Analyse der Ausgangslage,
– eine detaillierte Ursachenanalyse der Unternehmenskrise,
– ein Zukunftsbild des sanierten Unternehmens,
– konkrete Sanierungsmaßnahmen inkl. Zeitplan,
– eine integrierte Finanzplanung,
– und eine Einschätzung zur Fortführungsfähigkeit.
Vorgehensweise im Sanierungsprozess
Eine erfolgreiche Restrukturierung folgt in der Regel einem klaren, mehrstufigen Vorgehen:
- Lagebeurteilung – Wo steht das Unternehmen heute? Welche Krisenursachen liegen vor?
2. Analyse der Liquidität – Wie lange ist das Unternehmen zahlungsfähig? Besteht eine Insolvenzantragspflicht?
3. Entwicklung eines Maßnahmenplans – Was ist kurzfristig notwendig, was mittelfristig sinnvoll?
4. Einbindung relevanter Akteure – Dazu gehören ggf. Banken, Investoren, Steuerberater oder Rechtsanwälte.
5. Umsetzung und Kommunikation – Intern wie extern ist eine klare, vertrauensbildende Kommunikation entscheidend.
6. Monitoring – Der Fortschritt der Maßnahmen muss überprüft und angepasst werden.
Professionelle Unterstützung im Restrukturierungsprozess
Die wenigsten Unternehmen können oder sollten eine solche Phase allein durchstehen. Gerade in kritischen Situationen ist es sinnvoll, externe Expertise hinzuzuziehen – aus betriebswirtschaftlichen, rechtlichen und finanziellen Gründen. Darüber hinaus sorgt der objektive Blick von außen für mehr Klarheit in der Entscheidungsfindung und hilft, emotionale oder betriebsinterne Verzerrungen zu vermeiden.
Erfahrene Unternehmensberater unterstützen dabei:
– die Lage objektiv einzuschätzen,
– gesetzliche Pflichten (z. B. Insolvenzantragspflicht) frühzeitig zu erkennen,
– Sanierungsmaßnahmen zielgerichtet zu strukturieren,
– mit Banken, Behörden und Stakeholdern auf Augenhöhe zu kommunizieren,
– und ein tragfähiges Konzept zu entwickeln – idealerweise nach IDW S 6.
Wir unterstützen Sie auf diesem Weg
Als erfahrene Unternehmensberatung stehen wir Unternehmen in allen Phasen der Restrukturierung zur Seite. Wir analysieren, strukturieren und begleiten – als Partner auf Augenhöhe mit einer gemeinsamen Zielsetzung.
Unser Ziel ist es, realistische Lösungen zu entwickeln, die tragfähig sind – nicht nur für den Moment, sondern für die Zukunft.
Sie möchten Ihre Situation vertraulich einschätzen lassen oder einen möglichen Sanierungsbedarf klären?
Sprechen Sie uns an – diskret, erfahren und lösungsorientiert.
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Für viele Restrukturierungs- und Sanierungsberatungen stehen staatliche Förderprogramme zur Verfügung – insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Die Programme unterstützen die Finanzierung externer Beratungsleistungen, etwa durch Zuschüsse zu den Beratungskosten.
Gerne prüfen wir gemeinsam mit Ihnen, ob und welche Fördermittel für Ihre Situation in Frage kommen und begleiten Sie bei der Antragstellung.
Für weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Bildquelle: Unsplash – Aditya Vyas